Königliche Juwelen: Die Preußischen Juwelen und ihre Geschichte Teil 1

Sonntag, 26. Juni 2016

Die Preußischen Juwelen und ihre Geschichte Teil 1

Kopie des Steines


                                            Le Beau Sancy


Dieser Stein ist ein 34,98-karätiger Diamant und er war der Stern unter den Kronjuwelen der preußischen Hohenzollern.
Er wurde von der Königin von Preußen getragen.
Er wird auch der „kleine Sancy“ oder „le beau Sancy“ genannt und soll nicht verwechselt werden mit dem größeren Sancy mit 55,23 Karat.
Bei dem Diamanten handelt es sich um wohl den ersten Stein, der mit 8-facher Anordnung der 110 Facetten geschliffen wurde.
Er hat eine Höhe von 22,3 mm und eine Breite von 19,5 mm und ist in Tropfenform geschliffen, die alte Silberfassung aus der Zeit um 1600 mit goldenen Krappen ist original erhalten.


Später wurde eine brillantgefaßte Öse appliziert.


Der Stein stammt wahrscheinlich aus den Minen in der Region der indischen Stadt Golkonda, der Fundstelle berühmter Diamanten wie Hope, Koh-i-Noor und Regent.

Einer der ersten Besitzer des Beau Sancy war Nicolas de Harlay de Sancy.


Er stand im Dienst des französischen Königs Heinrich III. und als Botschafter am Hofe des Sultans Selim II. als er Ende des 16. Jahrhundert den Diamanten in Konstantinopel erwarb.

Durch ihn erhielten der große und der kleine Sancy ihren Namen.

1589 bot er beide Steine dem Herzog von Mantua an, 1596 erwarb Elisabeth I. von England den großen Stein.

Im Jahr 1604 wurde der Beau Sancy für nur 75.000 Livres von Heinrich IV von Frankreich gekauft, der ihn seiner Frau Maria de Medicis schenkte, der Stein wurde bei ihr inventarisiert. 

Maria de Medici mit dem  BeauSanci ganz oben in der Krone
Hier sehen wir den Stein ganz oben in der Krone sitzen die sie anlässlich ihrer Krönungsfeier 1610 trug.

Als Witwe dann musste sie später wegen ihrer Verschuldung den Stein verkaufen.

Gekauft wurde er für 80.000 Gulden von Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau. Dies war seine bedeutendste Staatsausgabe 1641 der Vereinigten Niederlande.

Der Diamant diente als Brautgabe in der arrangierten Ehe zwischen seinem Sohn Willem, dem späteren Willem II. von Oranien-Nassau, und Maria Henrietta Stuart.

Diese zog 1650 nach dem Tod ihres Gatten mit dem Schmuck zurück nach England.

1662 wurde der Beau Sancy verpfändet, um ihre hinterlassenen Schulden zu begleichen.

Im Jahre 1677, anlässlich der Hochzeit von Willem III. von Oranien-Nassau und Maria Stuart II. ging der Diamant an die Braut und als das Paar 1689 den Thron von England bestieg, in die britischen Kronjuwelen.

Da die Ehe kinderlos blieb, erhielt nach ihrem Tod das Haus von Oranien-Nassau das Juwel zurück.

Bei den Auseinandersetzungen um die sogenannte oranische Erbschaft erstritt sich 1702 Friedrich I. König von Preußen neben ein paar Grafschaften den Beau Sancy und ließ ihn in die preußische Königskrone einfügen; mit der er sich im Vorjahr in Königsberg selbst gekrönt hatte.

Friedrich II, der für sich selbst jede Demonstration von Juwelenpracht ablehnte, überließ den Stein 1740 seiner Gemahlin Elisabeth Christine zur freien Verfügung.


Sie arrangierte ihn als Mittelpunkt in einer Schleife und auch in einem Bouquet als Pendeloque (eine Art Anhänger)

In dieser Form haben später auch andere weibliche Mitglieder des preußischen Königshauses den Diamanten bei wichtigen Anlässen, insbesondere bei ihrer Einheirat in das Haus Hohenzollern, getragen.

Besonders gerne schmückt sich Königin Luise mit dem Diamant. Nach ihrem Tode wurde er zum ersten Mal von Prinzessin Alexandrine von Preußen beim Brautschmuck verwendet, als Pendoloque an einem Diamantcollier.


Dies ist kein Hochzeitsfoto, auch habe ich keines gefunden das sie beim Tragen des Sancy zeigt.

So trug ihn auch Kaiserin Augusta, nachdem sie den Diamanten zunächst bei ihrer Krönung 1861 in Königsberg als Pendaloque an ihrer großen Corsage hatte befestigen lassen.


Ich habe versucht Bilder mit dem Sancy bei Auguste zu finden, dies ist das einzige und ich meine das sie ihn hier befestigt hat. Sicher bin ich mir leider nicht (trotz Lupe)

So ging der Edelstein von Generation zu Generation und blieb auch 1918, nach dem Ende der Monarchie in Deutschland, im Besitz der Hohenzollern und wurde weiterhin von der Familie an wichtigen königlichen Anlässen, und schmückte ebenso das Kleid einer jeden neuen königlichen Braut am Tag ihrer Hochzeit.

Als dann der letzte deutsche Kaiser und König  Willhelm II. von Preußen 28. November 1918 abdankte und ins Exil nach Holland floh, blieben die Kronjuwelen, zu denen nun auch vermutlich der Beau Sancy gehörte wahrscheinlich im Kaiserlichen Palast zurück. 

Der Kaiser gab nie die Hoffnung auf den Thron wieder zu besteigen.

Die Kronjuwelen umfassen unteranderem:

Königskrone Friedrichs I. von 1701; hergestellt für die Krönung des brandenburgischenKurfürsten und preußischen Herzogs zum König in Preußen in Königsberg, wie die folgenden Stücke auch. Die Krone besitzt praktisch keine Juwelen mehr, denn die Juwelen wurden nur zu besonderen Anlässen angebracht damit man sie zu anderen Zeiten anderswo verwenden konnte. Teile der Juwelen fanden dann später in der Krone Wilhelms II. Verwendung

Krone Wilhelms II., auch Hohenzollernkrone, angefertigt für die nie erfolgte Krönung Wilhelms zum König von Preußen. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kaiserkrone, eine solche besaß das Deutsche Reich zwar seit 1875 im Modell für Kaiser Wilhelm I. aus Silber und Strass (ebenso wie ein Modell der Krone der Kaiserin Augusta von 1877) jedoch wurde nie tatsächlich Kronen für das Kaiserpaar gefertigt. Die oben genannte letzte Preußische Königskrone enthält unter anderem einen großen Saphir, ein diamantgeschmücktes goldenes Kreuz, 142 Diamanten, 18 große Brillanten und 8große Perlen. Die Krone besitzt 8 Bügel

Das Zepter Friedrichs I. ebenfalls von 1701. Für dieses Objekt wurde ein existierendes goldenes Zepter um einen preußischen Adler und diverse andere Teile angereichert.

Reichsapfel Friedrichs I.

Reichssiegel Friedrichs I.

Reichsschwert Friedrichs I.

Krone der Königin, auch sie ein Stück, das eigens für die Krönungszeremonie von 1701 angefertigt wurde.

Originale Kurhut des Kurfürstentums Brandenburg sowie ein weitere brandenburgischer Kurhut des Großen Kurfürsten mit 4 Perlenbesetzten Bügeln

Zepter des Kurfürstentum Brandenburg, der kurbrandenburgische Kommandostab und das brandenburgische Kurschwert.

Die Karkassen (Metallrahmen) der Kronen von Wilhelm I. und Königin Augusta von 1861



Nach dem endgültigen aus gingen die Kronjuwelen 1927 zum überwiegenden Teil in den Besitz der Familie über und waren zunächst im Berliner Schloss Monbijou ausgestellt.

Während des 2. Weltkrieges wurden sie zuerst 1944 nach Königsberg ausgelagert, dann jedoch nach Thüringen in das Bergwerk Bernterode verbracht, von wo die Amerikanische Besetzungsmacht sie mit anderen aufgefundenen Kulturgütern nach Hessen transportierte und schließlich an die Familie zurückgab.

Die letzte preußische Königskrone (Wilhelms II.) wurde unter bis heute mysteriösen Umständen in einer Wand der Krypta einer westfälischen Dorfkirche (Kleinbremen) nahe Minden eingemauert.

Sie wurde ebenfalls später an die Hohenzollern zurückgeben.

Die meisten erhaltenen Stücke sind heute im Schloss Charlottenburg in Berlin ausgestellt, lediglich die Krone Wilhelms II. ist auf Burg Hohenzollern zu besichtigen.

Die für König Wilhelm I. und Königin Augusta anlässlich der Krönung und Erbhuldigung in Königsberg 1861 gefertigten Kronkarkassen aus dem Kronschatz der Hohenzollern im ehemaligen Schloss Monbijou in Berlin sind bis heute ebenso verschollen wie die berühmte Hochzeitskrone (FOTO) der preußischen Prinzessinnen und die oben erwähnte Modelle der Kaiser- und Kaiserinnenkrone.

Was nun genau mit dem Beau Sancy in der ganzen Zeit geschah ist nicht genau bekannt.

Eine These sagt das der Diamant irgendwann nach dem 2. Weltkrieg dem Sohn des letzten Kaisers, Kronprinz Wilhelm (1882-1851) übergeben wurde und dieser an seinen ersten  Sohn Prinz Louis Ferdinand (1907-1994).

2005 wurde der Beau Sancy in München bei einer Ausstellung „Schatzhäuser Deutschlands. Kunst in adeligem Besitz“ im Haus der Kunst gezeigt.

Nach dessen Tod ging der Stein an den Enkel Georg Friedrich Prinz von Preußen, dem aktuellen Oberhaupt des königlichen Hauses Preußen.

Dessen Braut Sophie von Isenburg soll den Diamant, nicht sichtbar, zu ihrer Hochzeit im Jahr 2011 getragen haben.


Am 15. Mai 2012 gab das Haus Hohenzollern den Diamant zu Sotherby´s nach Genf zu einer Versteigerung, bei der er für 9,04 Mio. Schweizer Franken (ca. 7.52 Mio. Euro) von einem unbekannten Bieter erworben wurde.

Wie wir nun wissen sind die meisten Teile der Kronjuwelen da;

was nur noch fehlt ist der passende Kaiser dazu….

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